17. Dez 2020
Sozialdezernentin Akdeniz: „Vorbildliches Engagement, das der ganzen Stadtgesellschaft zugutekommt“
Das Darmstädter Unternehmen Vinocentral ist jetzt mit dem Landespreis des Hessischen Sozialministeriums ausgezeichnet worden. Gewürdigt wird damit die vorbildliche Beschäftigung schwerbehinderter Menschen. „Wir gratulieren den Geschäftsführern Alexander Marschall und Michael Bode-Böckenhauer zu dem Landespreis und zu ihrem Engagement zugunsten ihrer Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen“, erklärt Sozialdezernentin Barbara Akdeniz.
Das „Vinocentral“, untergebracht im früheren Bahnhofshotel, ist Weinfachhandel, Kaffee- und Weinbar, Rösterei und Delikatessgeschäft mit Online-Handel. Das Team fühlt sich der Nachhaltigkeit verpflichtet – so stammt ein Drittel der Weine aus biologischem Anbau, Weinlieferungen innerhalb Darmstadts erfolgen per Lastenrad. Der Landespreis ist eine Auszeichnung für die beispielhafte Beschäftigung und Integration schwerbehinderter Menschen des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, der seit 2006 an privatwirtschaftliche Unternehmen vergeben wird, die über das gesetzliche Maß hinaus schwerbehinderte Menschen fördern. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.
Seit vielen Jahren beschäftigen Marschall und Bode-Böckenhauer Menschen mit Beeinträchtigung. Mitarbeiter Lukas M. ist schon lange dabei. Die Beschäftigung des jungen Mannes mit Downsyndrom erfolgte als Berufspraktikum in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. Lukas M. arbeitet im Vinocentral in den Bereichen Bar, Service und Lager. Als sein zweijähriges Praktikum endete, wurde er als fester Mitarbeiter übernommen. Zunächst in Form eines „betriebsintegrierten Beschäftigungsplatzes“ in Kooperation mit dem Eigenbetrieb Darmstädter Werkstätten und Wohneinrichtungen, ab 2019 dann in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis.
Aufgrund der guten Erfahrungen stellte das Vinocentral noch einen zweiten Mitarbeiter mit Beeinträchtigung ein: Musa E., ein junger Mann mit Schwierigkeiten mit dem lautsprachlichen Ausdruck. Auch er ist heute sozialversicherungspflichtig beschäftigt. „Die beiden sind im Vinocentral voll akzeptiert“, berichten Marschall und Bode-Böckenhauer. „Mit ihnen ist ein anderes Arbeitsklima entstanden, das allen im Team und auch der Atmosphäre im Ladengeschäft guttut. Der Umgang untereinander ist freundlicher, rücksichtsvoller und bewusster geworden. Vonseiten der Kundschaft gibt es durchweg positive Resonanz. Wir wünschen uns, dass Inklusion irgendwann etwas ganz Selbstverständliches ist. Wir sagen deshalb möglichst nicht ‚inklusive Beschäftigung‘, sondern nennen es einfach Teamwork“, so die Geschäftsführer.
Bei allem war auch die Vernetzung mit dem inklusiven Martinsviertel, im Café Maloche, einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema Arbeit und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung beschäftigt, wichtig. Hier kommen die Vertreterin des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft Karin Thomas-Mundt, die Schulleiterin der Christoph Graupner Schule, Stefanie Wenzel, der Betriebsleiter des Eigenbetriebs Darmstädter Werkstätten und Wohneinrichtungen, Wolfram Cuntz, und die Koordinatorin der Wissenschaftsstadt Darmstadt für inklusive Projekte, Ute Laucks, zusammen, die alle mitgewirkt haben, dass unter anderem diese Beschäftigung gelingen kann. Die Begleitung erfolgte vom Praktikum zum betriebsintegrierten Beschäftigungsplatz, bis hin zum sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Alle arbeiten zudem in den Arbeitsgruppen des Aktionsplanes der Wissenschaftsstadt Darmstadt „Auf dem Weg zur inklusiven Stadt“ zusammen, mit dem Ziel, Rahmenbedingungen und Voraussetzungen zu schaffen, dass für alle Menschen eine uneingeschränkte Teilhabe am Arbeitsleben möglich ist.
„Mit solchen Beispielen wie im Vinocentral zeigt sich, dass Inklusion umsetzbar ist und mehr noch, dass es gut ist für alle, für Kundschaft und Gäste, das Team der Geschäftsführer und Mitarbeitenden mit und ohne Behinderung, somit für die Stadtgesellschaft“, lobt Akdeniz.